Wir, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN OV Ottersberg, möchten uns zu den Ergebnissen und dem Prozess des Bürgerrates im Hinblick auf das geplante Neubaugebiet in Fischerhude äußern. Unsere Stellungnahme basiert auf den Einschätzungen und Argumenten unserer Mitglieder, die wir im Folgenden zusammenfassen und gewichten möchten:
Prozesskritik
Die Präsentation der Pläne durch den Investor zu Beginn des Bürgerrates hat die Ideenfindung stark beeinflusst. Mehrere unserer Mitglieder haben betont, dass dadurch eine unvoreingenommene Diskussion kaum möglich war. Es entstand der Eindruck, dass die Planung primär auf eine maximale Flächennutzung und eine hohe Anzahl an Wohneinheiten ausgerichtet war, ohne ausreichend auf ökologische und soziale Gesichtspunkte sowie die Bedürfnisse des Ortes einzugehen.
Dörflicher Charakter und Innenraumverdichtung
Ein wesentlicher Aspekt für uns ist der Erhalt des dörflichen Charakters von Fischerhude und Quelkhorn. Dieser wird durch eine Bebauung, die sich an typischen Hofstellen mit Nebengebäuden orientiert, am besten gewährleistet. Fischerhude/Quelkhorn zeichnet sich durch eine besondere, dörfliche Lebensqualität aus, die wir vor allem vor einer dominanten, hochgeschossigen Bauweise bewahren wollen. Geschosswohnungsbau, wie er in städtischen Gebieten üblich ist, passt aus unserer Sicht nicht in die bestehende Ortsstruktur.
Wir lehnen die in der Diskussion favorisierte starke Innenraumverdichtung an dieser Stelle ab. Sie steht im Widerspruch zur Lebensrealität auf dem Land, wo Wohnraum nicht nur aus quantitativen, sondern auch aus qualitativen Gründen geschaffen werden sollte. Die Frage, ob der Bedarf an Wohnraum tatsächlich besteht oder vielmehr durch das Angebot geschaffen wird, muss kritisch hinterfragt werden.
Nachhaltigkeit und Ökologie
Neue Wohnprojekte müssen aus unserer Sicht zwingend ökologischen und sozialen Kriterien genügen. Dies bedeutet, dass Flächenversiegelung minimiert und nachhaltige Bauweisen gefördert werden müssen. Gleichzeitig sollte Wohnraum für unterschiedliche Bedürfnisse geschaffen werden: von kleinen, bezahlbaren Wohnungen bis hin zu größeren Einheiten für Familien. Das Ziel muss ein generationenübergreifendes und inklusives Wohnen sein, das die Besonderheiten des Ortes respektiert. Die Konzentration auf die ehemalige Hofstelle Blanken vernachlässigt wichtige Aspekte wie die Wasserproblematik und potenzielle Schadstoffbelastungen des Untergrunds. Diese Punkte müssen dringend in die Planungen einbezogen werden, um die langfristige Umwelt- und Lebensqualität zu sichern.
Verkehrsanbindung und Infrastruktur
Bei jeder Bebauung ist eine ausreichende Berücksichtigung von Flächen für den ruhenden Verkehr notwendig. Eine alleinige verkehrliche Anbindung über den Bodderweg halten wir für problematisch, da sie Sicherheitsrisiken birgt und die Infrastruktur vor Ort nicht genügend berücksichtigt. Eine nachhaltige Verkehrsplanung ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Projekts.
Regionale Raumordnung
Wir möchten darauf hinweisen, dass die Regionale Raumordnung des Landkreises Verden eine Entwicklung der Kernorte vorsieht. Eine Ausweitung der Bebauung auf die Peripherie von Fischerhude/Quelkhorn wäre damit nicht vereinbar. Wir empfehlen daher, von einer weiteren Entwicklung abzusehen und den Fokus auf die nachhaltige Weiterentwicklung des Kernortes Ottersberg zu legen.
Fazit
Wir sprechen uns für eine Bebauung aus, die den dörflichen Charakter von Fischerhude/Quelkhorn wahrt, die bestehende Infrastruktur nicht überlastet und ökologische sowie soziale Aspekte konsequent berücksichtigt. Eine einseitige Orientierung an den Interessen des Investors oder an einer maximalen Flächenausnutzung lehnen wir entschieden ab. Stattdessen müssen alternative Ansätze gefördert werden, die die Bedürfnisse der Menschen vor Ort ernst nehmen und Fischerhude/Quelkhorn langfristig als lebenswerten Ort erhalten.
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